10 Der Verlauf von Geschwindigkeit und der Beschleunigung Meine These Eine konstante, also gleichbleibende Be- schleunigung sagt aus, dass der Verlauf der Geschwindigkeit während eines jeden Vor- und Rückwurfes über den ganzen Arbeitsweg linear ist, d.h. geradlinig verläuft. Und dies bis vor Beginn des Stopps, wo die Höchst- geschwindigkeit der Fliegenrutenspitze für einen perfekten Wurf gefordert ist. Liest man Bob Boltons Fachartikel „The Mechanics of Fly Casting“, sieht man auf Seite 7, Figure IV eine Grafik, in welcher er für den optimalen Wurf eine Beschleunigung vorschlägt, die, nach einer kurzen Startphase, über den weit- aus grössten Teil des Arbeitsweges konstant verläuft. Aus wurftechnischer Sicht ist es jedoch effizienter, dass die Beschleunigung der Flie- genrutenspitze schon zu Beginn eines jeden Rück- oder Vorwärtswurfes nicht konstant bleibt, und in der Folge laufend zunimmt und man diesen ersten Teil der Lade- und Beschleunigungs-Phase so lange wie möglich fortsetzt. Einfach ausgedrückt; laden, mehr laden, noch mehr laden oder beschleunigen, mehr beschleunigen, noch mehr beschleuni- gen, bevor man die Fliegenrute stoppt. So aber kommt man zu dem Punkt, wo logisch, als Kompensation für den (bewusst) langsameren Beginn , alles schneller, noch schneller und zum Ende am allerschnellsten ablaufen muss. Heisst; nach dem mög- lichst lange fortgesetzten ersten Teil des Ladeweges, dass die Geschwindigkeit der Fliegenrutenspitze (die ja letztendlich für die „Beschleunigung“ der Fliegenschnur verant- wortlich ist), mehr und immer mehr als linear gesteigert werden muss, um den optimalen Fliegenwurf zu erreichen. Das gilt im Beson- deren für einen weiten Fliegenwurf über 20 Meter und schon gar für einen Weitwurf. Und im Casting Sport gewinnt keiner je einen Blumentopf in der Disziplin „Fliege Distanz Einhand“, der diese These nicht nur erkennt, sondern auch umzusetzen vermag. Das ist der Grund, warum selbst Caster-Junioren, den Fliegenfischer-Experten in Sachen Wurfdistanz locker in die Tasche stecken. Höchstdistanz kann schwerlich mit einem linearen Ge- schwindigkeitsverlauf (also konstanter Be- schleunigung) der Fliegenrutenspitze erreicht werden! Und nun reden wir nicht immer nur von weiten Würfen und Höchstdistanzen. Stimmt meine These, ist es doch auch ganz logisch, dass ich bei korrekter Umsetzung eine kürze- re Wurfdistanz mit weniger Energieaufwand erreiche. Kurz, es gibt Fliegenwerfer bei wel- chen der Wurfablauf so aussieht, als würde er „nichts“ tun und andere, die sich offensicht- lich beim Werfen abrackern, was nicht nur vi- suell, sondern auch tonal (Fliegenrute pfeift) gut erkennbar ist. Lassen Sie mich nun zum wichtigen Thema Eigendynamik übergehen. Die Eigendynamik Die Erkenntnis und die Beherrschung der Eigendynamik der Fliegenrute, ist der zentrale Punkt, also die Basis des effizienten Fliegen- wurfes. In meinem Schulfilm und im gleichna- migen Buch „Perfektes Fliegenwerfen“ habe ich diese neue These ganz klar mit laufenden Bildern belegt. Sie sollten ihn anschauen und das Buch lesen, wenn Sie in Sachen Fliegen- werfen ambitioniert sind. Meine Theorie der Eigendynamik steht ebenfalls in einem klaren Zusammenhang mit der perfekten Rutenladung. Die aber kann ich einerseits mit der bereits erwähnten Veränderung der Geschwindigkeit der Fliegen- rutenspitze erreichen, andererseits aber ist auch ein perfekt der Länge der Fliegenschnur angepasster Arbeitsweg nötig. Was das exakt bedeutet ist ebenfalls im gleichen Film und Buch im Kapitel „Die Glocke“ einleuchtend dargestellt. Ich will es aber auch den Lesern dieser Zeilen mit kurzen Worten erklären. Wer beim Werfen mit kurzer Fliegenschnur (ca. 10 m) einen (zu) weiten Arbeitsweg fährt, kann keine Eigendynamik der Flie- genrute erreichen, muss darum die ganze Arbeit allein leisten und somit mehr Energie aufwenden als nötig wäre. Das ist leider der Standard des Gros der Fliegenfischer. Das Gegenteil, nämlich ein möglichst kurzer Arbeitsweg ist in diesem Falle völlig ausrei- chend, weil für den Aufbau der Eigendynamik ein Ausschlag der Fliegenrutenspitze benötigt wird, um die Eigendynamik zu entwickeln und somit einen grossen Teil der Arbeit auf die Rute zu übertragen. Jeder weitere Arbeits- weg würde mehr Arbeit vom Werfer abver- langen, ohne dass diese die Rute erledigt. Da- rum müssen sich die meisten Fliegenfischer beim Werfen einer mittleren (ca. 15 – 18 m) 1. Start 2. Laden 3. Mehr laden