17 Bewegung setzt. Und der Geschwindigkeits- verlauf (Dynamik) zwischen den Stopppunk- ten muss so gewählt werden, dass unsere Fliegenrute optimal geladen wird. Und das alles, um als Endziel, unsere Kunstfliege, welcher Art sie immer auch sein mag, dorthin zu setzen, wo sie hin gehört, wenn wir einen Fisch zum Anbiss verleiten wollen. Was ja letztendlich allein das Ziel all unserer Bemühungen ist. Bemühungen die allerdings auf lockere oder mühsamere Art zustande kommen, und als unser eigentliches Endziel zum Erfolg führen können – oder halt auch nicht, was ja öfter der Fall ist – und zwar beim Einsatz eines jeden Wurfstils. Aber gerade darin unterscheiden sich ja die Wurfstile deutlich, dass man die physikalischen Gesetze besser oder weniger effizient umsetzen kann. Die 5 aufgeführten Wurfstile haben wir in der etwaigen Reihenfolge deren Entstehung aufgeführt und sie stellen keinesfalls auch nur im Entferntesten eine Bewertung oder gar eine Rangierung dar. Sicher kann man zuerst vom englischen Wurfstil reden, obwohl die Fliegenfischerei in den USA zu etwa der gleichen Zeit ebenfalls schon eine wichtige Stellung einnahm, die durch die Literatur ma- nifestiert ist. Ob man den Schweizer- Wurfstil oder den Österreicher-Wurfstil zuerst aufführt, ist eine offen gebliebene Frage. Geht man davon aus, dass der Schweizer Charles C. Ritz schon in der ersten Hälfte des vorange- gangenen Jahrhunderts den alten, englischen Wurfstil verbesserte („freier“ werfen und High Speed-High Line), müsste man diesen Wurfstil als dritten aufführen. Anschliessend war es aber Hans Gebetsroither, der mit seiner mas- siv verbesserten Rückwurf-Variante, „Unten durch und oben drüber“ den heutigen moder- nen Wurfstil stark beeinflusste. Ich war ab meinem 25. Lebensjahr Berufs-Turnierwerfer und blicke heute auf eine 47-jährige Tätigkeit als Fliegenfischer-Lehrer zurück. Als Caster habe ich einige ”Blumentöpfe” gewonnen, und bin, das ist matchentscheidend, Schüler und Weggefährte von Charles C. Ritz und Hans Gebetsroither, mit welchem ich im Rah- men meiner Fliegenfischerschule auch einige Meisterkurse gab. Ich habe letztendlich mei- ne Erfahrungen als Profi-Caster eingebracht. Habe aber, das sei ganz klar gesagt, das High Speed – High Line von Charles C. Ritz und das „Unten durch und oben drüber“ von Hans Gebetsroither in meinen persönlichen Wurfstil eingebaut. Die Definition und die Entwick- lung dieser Wurfstile sehen Sie im DVD-Film „ Faszination Fliegenwerfen“ (1997) und die überzeugende Definition im DVD-Film „Perfektes Fliegenwerfen“, der 2010 auf den Markt kam. Ein wegweisender Film zum The- ma Fliegenwurftechnik, den ich zusammen mit meinem Meisterschüler Tobias Hinzmann gedreht habe. Wenn Sie diesen Film gesehen haben, wissen Sie auch, dass die Wurfebene der Fliegenschnur, aus horizontaler Sicht gesehen, bei jedem Vor- oder Rückwurf immer exakt der Ebene entspricht, welche die Fliegenrutenspitze vom Beginn bis zum Ende eines Wurfes ihre Bahn fährt. Stichwort: Vertikale Arbeitswinkel-Verlagerung. Noch etwas ist ganz wichtig Noch etwas muss ganz klar festgestellt werden. Ausnahmen gibt es auf der gan- zen Welt, aber sie bestätigen meist nur die Grundthese. So werfen heute ganz klar die amerikanischen und auch die englischen Spitzen-Fliegenwerfer und –Fliegenfischer eine modernere, ein bessere Variante als die grosse Masse der Fliegenfischer in diesen Regionen. Schliesslich gibt es im englisch- sprachigen Raum auch immer mehr Fliegen- fischer, die von der, physikalisch gesehen, nicht optimalen Daumenhaltung abkommen und zumindest den Zeigefinger be- oder mit- benutzen. Lee Wulff war schon vor 60 Jahren von der Zeigefinger-Haltung überzeugt und propagierte diese Haltung in seiner Literatur. Ich habe mit ihm 1990 in Denver gewor- fen, und nie sonst einen Fliegenfischer mit einem längeren und kräftigeren Zeigefinger getroffen. Lesen Sie nun die Details der diversen Wurf- stile und entscheiden dann frei, welcher der für Sie idealste ist. Fische kann man mit jeder Variante fangen und letztendlich ist die Freu- de an unserer Passion Fliegenfischen allemal wichtiger als ein perfektes Schlaufenbild. Fliegenfischer, welche mit der Fliegenrute zwischen 9 und 15 Uhr hin- und herwedeln, habe ich schon oft gesehen. Das Resultat ist desaströs. In aller Regel sollte hinten um 13 Uhr Schluss sein und vorne spätestens um 10 Uhr. Zwei Dinge sind wesentlich: Je kürzer die Fliegenschnur, je kürzer der Arbeitsweg. Hinzu kommt aber auch noch die Wichtigkeit des späten Umsetzens. Besonders bei sehr weiten Würfen ist auf weiterem Arbeitsweg wichtig, dass der Fliegenwerfer letztendlich doch den Arbeitswinkel der Fliegenrute so klein wie möglich hält, um eine enge Schlaufe zu erzielen. Nur über eine solche, ist der weiteste Wurf möglich. Dass der Arbeitsweg der Führung der Fliegenrute nicht das Gleiche ist, wie der Arbeitswinkel der Fliegen- rute wird Ihnen im DVD FF7 „Perfektes Fliegenwerfen“ genau erklärt. Vorwärtswurf Rückwurf