Heidi Hebeisen
Unerwartete Verbindungen
Vor kurzer Zeit stand mir eine grössere Rückenoperation bevor. Natürlich nicht sehr erfreut, wartete ich auf die Vorbesprechungen mit dem Chirurgen und dem Narkosearzt, wie das halt so üblich ist. Schon sass ich bei Ersterem im Büro und er hakte nach, was meinen Beruf betraf. Ich hatte logisch vorher einen Fragebogen ausfüllen müssen und ganz stolz Fliegenfischer-Instruktorin bei der Berufsfrage angegeben. Ich weiss, dass das ein sehr seltener Beruf ist, besonders wenn man eine Frau ist.
Da stellte sich heraus, dass mein Chirurg auch von unserer Zunft ist; er fischte oft begeistert in Montana USA mit seinem alten Onkel auf Forellen. Schon waren wir in Diskussionen über Fliegengrössen und Muster in diesen heiklen, heute überfischten Gewässern vertieft. Eigentlich hätte er mir ja erklären sollen, wie viele Schrauben und Platten er in meinem Rücken drapieren wolle, aber das hat sich dann sehr verzögert. Schlussendlich rauschte die Schwester herein, um ihn an weitere Termine zu erinnern.
Kurz darauf begrüsste ich den Narkosearzt, der mir erklären sollte, wie tief und überwacht ich schlafen würde. Auch hier das gleiche Prozedere, was sollte das mit meinem Beruf und noch dazu in meinem Alter. Und er war doch tatsächlich auch ein Fischer, einer der meistens auf Hechte und Zander jagte, speziell mit Wobblern und Gummiködern aller Arten.
Ihr wisst ja, Fischer verlieren sich endlos im Thema und so ging die Sache mit meiner Narkose eher unter. Macht aber nichts; meine Reparatur mit Schrauben, Platten und Zement gelang vorzüglich und mein Schlaf war tief, tiefer geht’s gar nicht.
So bleibt mir diese schwierige Zeit doch noch in guter Erinnerung, dank Fischen mit und ohne Fliege. Und auch dank einem hervorragend reparierten Rücken.