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Rio Rivadavia
Aus der PETRI NEWS 211-2018

 H.R. Hebeisen

Rio Rivadavia 2012

Dieser Fluss im Parque National Los Alerces in Patagonien ist nicht nur landschaftlich einer der allerschönsten Flüsse auf dieser Welt. Er ist darum wohl auch einer der meist befischten Gewässer auf dieser Welt. Und darum wohl auch einer der schwierigsten zu befischenden Gewässer dieser Welt.

Wobei der letzte Satz natürlich völlig falsch ist. Schwierig ist er nicht zu befischen, egal, ob vom Belly Boat, vom Ufer oder watend im Fluss. Schwierig ist allein, eine Forelle an die Fliege zu bekommen. Jedenfalls x-mal schwieriger als noch 1996, als ich das vorletzte Mal mit Heidi den Rio Rivadavia befischte. Und schon damals war das Fangen „hart“. 2012 noch viel härter, wer 3 Forellen am Tag landet ist „König“.

Liegt es daran, dass es nun wegen der jahrzehntelangen „Überfischerei“ keine Forellen mehr hat im Rio Rivadavia? Nein, seit Jahrzehnten herrscht Catch&Release. Es ist nur einfach so, dass jede Forelle zwischen einer CDC nach Art von Petitjean gebunden von einer CDC nach „Heiri Meier“ unterscheiden kann, und den Unterschied zwischen einem Wooly Bugger mit Haaren vom Wolf oder Hund ebenfalls.

Ich war an diesem Tag mit meinem Fischerfreund J.P. Kauthen in einem Boot. Nachdem wir zwei Argentinier vor dem Ersaufen retteten, weil sie zu tief wateten, und mit ihren Wathosen bereits „grundeten“, fing JP zwei gute Forellen mit dem Stimulator vom Belly Boat aus, ich hatte noch keinen Biss.

Wir kamen zur Stelle, wo wir den Lunch einnehmen wollten. Logisch muss da vorher noch eine Anzahl Würfe watend oder vom Ufer aus gemacht werden. Ich sah drei verdächtig hoch stehende Kaliber, so um die Zweikilogrösse herum. Ich fischte gierig und, (ganz ehrlich) mit perfekter HRH Wurf- und Präsentationstechnik, (sprach deutliche Worte mit Petrus) und (grad noch kurz bevor ich den hintersten und letzten Heiligen anrief) fing ich eine davon! Gott, was war ich happy, aus dem Schneider; umso besser schmeckte der Lunch.

Beim Sandwichbeissen schaut ein Fischer logisch immer ins Wasser und siehe da; es begann ein veritables Steigen, dessen Ursache wir bald einmal erfassten. An dieser Stelle werfen nämlich die Guides immer kleine Guetzlistücklein ins Wasser. Ein schlauer Bursche, wie ich halt nun mal bin, montierte ich ein solche Stückli an meine Fliege und, so beim x-ten Versuch mit dem sanftesten Rollwurf aller Zeiten, landete es auf dem Wasser, was mir nicht nur den zweiten Fang an diesem Tag eintrug, sondern auch den Applaus und das laute Gelächter aller Anwesenden.

JP hatte mittlerweile seine Unterwasserkamera eingesetzt und, was wir dann, zurück in der Schweiz, als Resultat sehen konnten, verschlug uns fast den Atem; Fische in solchen Mengen; wie in einem voll gefüllten Aquarium!

Und die Moral von der Geschichte: Es hat immer massiv mehr Fische im Wasser, als wir meinen. Aber eben: Wir müssen halt daran glauben!

P.S. Sie können diese Unterwasser-Szene auf unserem Youtube-Kanal ansehen:

> Rio Rivadavia, Film 1



> Rio Rivadavia, Film 2

 Schauen Sie sich das mal an. Und denken Sie daran, wenn es das nächste Mal „keine Fische“ mehr im Wasser hat.