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Werfen mit der Multirolle

 

Die Multirolle

Gehören Sie auch zu denjenigen, welche eine Multirolle besitzen, die langsam aber sicher Staub ansetzt? Weil jedes Mal, wenn Sie damit fischen, der Ärger vorprogrammiert scheint und die berühmt-berüchtigte Perücke nicht lange auf sich warten lässt?

Schade eigentlich und unnötig, denn wenn einige wenige Punkte Beachtung finden, macht beim Fischen mit Kunstködern und beim Vertikalangeln keine andere Rolle so viel Spass wie die Multirolle. Versuchen Sie es doch selbst einmal. Um unbeschwert die Vorzüge einer Multirolle geniessen zu können, sollten Sie unbedingt bereits beim Kauf auf die richtige Rollengrösse achten. Hier entscheidet sich, ob Sie künftig Spass an Ihrer Rolle haben oder ständig mit den Tücken des Objektes kämpfen.

 

Die meisten Multirollen, mit denen geworfen wird, werden zu gross gekauft. Da während des Wurfes mit der Multirolle das Wurfgewicht die Spule beschleunigen muss, ist es entscheidend, dass die Gewichte von Spule und Wurfobjekt nicht zu nahe beieinander liegen. Lassen Sie sich deshalb von jemandem beraten, der wirklich selber mit der Multirolle fischt und etwas von der Sache versteht. Für Wurfgewichte unter 15 Gramm eignen sich nur wirklich kleine Multirollen und das problemlose Werfen von 10 Gramm und weniger ist nur mit ganz wenigen Rollen möglich.



Grundeinstellungen

Wenn es ans Fischen geht, muss die Rolle auf das jeweilige Wurfgewicht abgestimmt werden. Jede Multirolle, die fürs Werfen gedacht ist, verfügt über eine oder mehrere Vorrichtungen, die das Überlaufen der Spule beim Wurf verhindern sollen.

 


 

Die erste und wichtigste Einstellmöglichkeit ist die Reibungsbremse. Die Reibungsbremse drückt seitlich auf die Spulenachse und bremst dadurch die Spule während des ganzen Wurfes mehr oder weniger stark ab; richtig eingestellt verhindert sie ein Überlaufen vor allem am Ende des Wurfes.
 

Eingestellt wird die Reibungsbremse folgendermassen: Montieren Sie Rute und Rolle und das Wurfgewicht; ziehen Sie das Wurfgewicht so dicht als möglich an die Rutenspitze heran. Wenn Sie nun die Freilauftaste drücken und die Rute ruhig halten, so sollte das Gewicht des Wurfkörpers nicht in der Lage sein, herunterzufallen bzw. die Spule in Bewegung zu setzen.
 


 

Ziehen Sie die Reibungsbremse so weit fest, dass sich die Spule erst mit einem kleinen Rucken der Rutenspitze in Bewegung setzt und das Gewicht kontrolliert nach unten fällt.

 

Viele Multirollen verfügen über eine weitere Überlaufsicherung in Form einer Zentrifugal-, einer Magnet- oder - wie bei den neuesten Shimano-Modellen - sogar einer elektronischen Bremse. Diese Bremsen verhindern vor allem ein Überlaufen der Spule zu Beginn des Wurfes, wenn die höchsten Drehzahlen erreicht werden (bis 20'000 und mehr Umdrehungen pro Minute).

 

Wenn Sie noch nicht ein geübter Multirollenwerfer sind, so stellen Sie diese zweite Bremse immer auf die höchste Stufe ein. Übung macht auch hier den Meister. Sind Sie mit der Materie vertrauter, so können Sie die Reibungsbremse und auch die zweite Bremse jeweils schrittweise lösen und so grössere Weiten erreichen. Die grössten Wurfweiten sind mit einem runden, weichen Wurfstil möglich, bei dem auch die Bremsen entsprechend minimal eingestellt werden können.

 

Mit der Multirolle kann aber auch aus dem Handgelenk heraus geworfen werden, allerdings sind dann keine Maximalweiten möglich, da die Bremsen stärker eingestellt sein müssen.


 

Spinn- oder Multirolle?

Ich versuche nun, Ihnen mit möglichst wenigen Worten den Unterschied zwischen einer normalen Spinnrolle, die fachlich eigentlich Querwind-Rolle heissen müsste, und einer Multirolle, die sprachlich richtig ausgedrückt Multiplikator-Rolle heisst.

 

Warum Multirolle?

Weil dieser Rollentyp in verschiedenen Bereichen eklatante Vorteile gegenüber der Spinnrolle hat, vor allem im Bereich der Fischerei auf die grösseren Kaliber. Nicht umsonst sind alle Hochseerollen eben Multirollen. Der Vorteil dieser liegt in der viel feiner einstellbaren Bremse, welche absolut ruckfrei arbeitet und die Schnur so direkt eingekurbelt wird, wie sie abläuft. Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil: Keine verdrallte Schnur nach dem Drill eines Kapitalen.

 

Beim Schleppangeln

Zudem hat die Multirolle bei der Schleppangelei den grossen Vorteil, dass sie zwei voneinander unabhängige Bremssysteme hat. Das eine um den Freilauf der Spule beim Werfen oder Herauslassen des Köders beliebig zu bestimmen. Sie können diesen Freilauf so fest fixieren, dass, bei ausgeklinktem Stand, der Köder neben dem Boot läuft und nun können Sie diese Freilaufbremse langsam so aufdrehen, dass der Köder stehen bleibt und das Boot fährt. Aus diesem Grund kann sich der Drilling nicht in der Schnur verhaken, wie das oft geschieht.

 

Haben Sie die gewünschten Meter draussen (kleine Markierung auf der Spule wäre ein Vorteil), machen Sie mit der Kurbel eine halbe Drehung und so wird automatisch das zweite Bremssystem, nämlich das völlig unabhängige Drill-Bremssystem eingeschaltet, welches den Biss pariert, dem Fisch aber doch eine vom Fischer kontrollierte Flucht ermöglicht. Sind diese beiden Bremssysteme richtig eingestellt, fischt der Köder immer perfekt und einen Schnurbruch kann es auch nicht mehr geben, da die Bremsen der Multirollen, wie schon erwähnt, absolut ruckfrei funktionieren. Der Fisch hängt wie an einem Gummiseil.


 

Der Trägheitsmoment

Das Wichtigste beim Werfen mit der Multirolle ist, dass Sie überhaupt wissen, was ein Trägheitsmoment in Verbindung mit einer Angelrolle ist. Ich erkläre es Ihnen gerne. Wenn Sie mit einer Spinnrolle, die man auch Stationärrolle nennt (was aber eben auch falsch ist, weil nur die alten Schweizer Staro-Rollen wirkliche Stationärrollen waren!), wenn Sie also mit einer herkömmlichen Rolle werfen, dann ist im gleichen Sekundenbruchteil des Loslassens der Schnur eben auch der Köder völlig frei.

 

Nicht so beim Wurf mit der Multirolle, da ergibt sich eine Verzögerung. Wenn Sie ausgeklinkt haben; werfen und dann den Daumen heben, um den Köder frei fliegen zu lassen. Die Spule steht dann noch so lange, bis Sie in Umlauf gebracht worden ist. Und da liegt das Hauptproblem, warum viele Fischer (unnötigerweise) Probleme mit dieser fantastischen Rollenvariante haben. Man nennt diese Verzögerung den Trägheitsmoment und den müssen Sie berücksichtigen, so einfach ist das.

 

Der Wurf mit der Multirolle

Bald ist klar, dass z.B. ein 3-Gramm-Spinner die Spule einer Multirolle nicht genügend zum Mitdrehen bewegen kann. Ich meine, unter 10 Gramm Wurfgewicht sollten Sie bei der Spinnrolle bleiben. Zwischen 10 und 25, vielleicht 30 Gramm geht zum Werfen beides, jedoch wird der Vorteil der Multirolle, aber auch der Nachteil der Spinnrolle je grösser, je höher das Wurfgewicht ist! Ab 40 Gramm Wurfgewicht sollten Sie unbedingt die Multirolle verwenden. Sie wirft dann auch gleich weit und mit schweren, schwersten Gewichten sogar weiter!

 

Nun will ich Ihnen aber die Wurftechnik mit der Multirolle kurz erklären. Dazu vorerst ein guter Rat. Nehmen Sie Ihr Gerät, einen rund 30 Gramm schweren Löffel ohne Haken und gehen Sie auf eine Sportwiese.

 

Als Erstes nun etwas zum Freilauf. Der ist für Sie zu Beginn so richtig eingestellt, dass nach dem Ausklinken der Köder ganz langsam zu Boden läuft. Sie werden so nicht weit werfen, aber dafür auch keine entmutigenden Überläufer (Baclash) einfangen. Machen Sie keine Überkopf-Würfe, sondern werfen Sie seitlich. Beginnen Sie jedoch nicht hinten um 6 Uhr und lassen vorne bei 12 Uhr los, sonst fliegt der Löffel links nach 9 Uhr. Beginnen Sie also hinter sich bei 9 Uhr, drehen rund und ohne Hacker im Wurf und lassen bereits bei 3 Uhr, also rechts von Ihnen, den Spulenlauf frei, indem Sie den Daumen heben, und dann fliegt das Gewicht geradeaus Richtung 12 Uhr. Machen Sie das einige Male, bis Sie das so richtig gut im Gefühl haben, es kommt bald einmal. Dann können Sie den Freilauf langsam auftun, merken Sie sich wie schnell das Wurfgewicht von der Rutenspitze bis zum Boden läuft. Je besser Sie die Sache beherrschen, je mehr können Sie auftun und je weiter sind dann auch die Würfe und je kleiner die seitliche Abweichung. Vergessen Sie nie, mit dem Daumen die Spule sofort abzubremsen, wenn der Köder auf dem Boden oder aufs Wasser aufschlägt.


 

Zwei Dinge sind wichtig!

Geben Sie beim Wurf keinen End-Ruck, also nicht mehr Power am Schluss als in der Mitte des Wurfes, weil so die Spule gleich zu Beginn schneller anläuft, als das Gewicht Schnur von der Rolle nehmen kann, was eben einen Baclash, einen Überläufer ergibt.

 

Werfen Sie „rund“.

Und, beachten Sie auch den Wind. Haben Sie ihn im Rücken, ist er Ihr Freund, der das Gewicht gut trägt und so können Sie auch den Freilauf mehr öffnen. Haben Sie Gegenwind, seien Sie vorsichtig mit dem Öffnen und werfen Sie noch runder. Haben Sie, als Anfänger auf diesem Gebiet starken Gegenwind: Lassen Sie das Werfen mit der Multirolle.

 

Auf den Nenner gebracht

Je schwerer die Wurfgewichte, je grösser die Fische die Sie erwarten, je grösser ist der Vorteil der Multirolle auch wenn Sie werfen müssen. Sie haben sich bald einmal daran gewöhnt und wenn Sie ihren ersten grossen Fisch mit der Multirolle erfolgreich gedrillt haben, werden Sie sagen: Nie mehr Spinnrolle für diese Fischerei! Bei der Schleppangelei vom Boot aus ist sowieso klar; da gibt es eigentlich nur eine Wahl; eben die Multirolle, genauso wie beim Pilkerfischen, sei es nun auf unseren Seen auf Trüschen oder auf dem Meer.

 

Wir wünschen Ihnen viel Spass, beim Werfen, beim Fangen und beim Ausprobieren von etwas Neuem. Bei uns im Laden können wir Ihnen das alles noch genauer erklären, denn wir sind die Spezialisten auf diesem Gebiet, hat doch der Firmenchef schon im Jahre 1966 seinen ersten Welttitel mit einer Multirolle gewonnen. Die Erfahrungen wurden auch an das Team weitergegeben und wir machen Ihnen hier das Wissen gerne auch zugänglich.