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Ergebnis- oder Erlebnisfischer?
Aus der PETRI NEWS 177-2013


 H.R. Hebeisen  
 

Ergebnis- oder Erlebnisfischer?

«Erkennt der Fisch, ob locker oder verbittert geworfen?»

Genauso wie es kleine, grosse, dicke, dünne, junge und alte Menschen gibt, gibt es auch, ganz grob unterteilt, zweierlei Arten Fischer, ich meine Sportfischer. Solche, welche reine Ergebnisfischer sind, wie die Berufsfischer, deren gutes Recht es ist, dass sie einen Fischertag nach dem Fangergebnis beurteilen. Für diese Art Hobbyfischer kann es ein sonniger Tag sein, er kann nette Menschen am Wasser treffen, die Flora kann mit allerlei Blumen ihre schönsten Boten an uns senden; ist der Korb leer, war es ein Scheiss-Fischertag. An den Morcheln ist er eh vorbeigelaufen.

Welch grössere Auswahl an Glückseligkeit hat da der Erlebnisfischer. Er kann schon die Fahrt ans Wasser geniessen. Er sieht im Frühling die Schlüsselblumen auf den saftigen Wiesen, die blühenden Kirschbäume, geniesst das schöne Frühmorgenlicht, welches immer schöner ist als das Licht am Mittag und nur vom Licht der letzten Stunde des Tages übertroffen werden kann.

Er freut sich über gelungene Würfe, erfreut sich am Anblick eines Entenstriches, aber auch an seinem Wurstbrot um die Mittagszeit und am kalten Bier, welches er nicht vergass ins kühle Nass zu stellen, wer will denn seichwarmes Bier trinken? Kommt ein Kamerad hinzu schwätzt man, lügt gemeinsam über unglaublich tolle Fänge in der weiten Ferne und greift, nach einem kleinen Nickerchen, irgendwann einmal wieder nach der Angelrute.

Fährt der Erlebnisfischer mit leerem oder leicht gefülltem Korb nach Hause, hat er sich immerhin an seinem Fischertag erfreut. Und der Ergebnisfischer? Dabei ist ja gar nicht gesagt, dass der Ergebnisfischer im Schnitt mehr Fische fängt als der Erlebnisfischer, der die Sache locker angeht. Verbissene Mannen unter dem Lachskoller leidend, die umsverrecken einen Salmo Salar fangen wollten und darum fast Tag und Nacht erfolglos ins Wasser peitschten, habe ich zur Genüge erlebt. Recht schade um solche Fischertage, welche Ergebnis- und Erlebnis-Fischertage zugleich hätten werden können.

Ist es sogar möglich, dass der Fisch irgendwie erkennen kann, ob Löffel oder Fliege locker geworfen oder verbittert geknallt ins Wasser fallen? Und – dass sie eher auf locker stehen? Es würde mich nicht wundern. Ist es nicht einem Jeden von uns schon passiert, dass ausgerechnet dann, dann wenn er dringend Fisch zum Essen (oder brillieren) brauchte, nichts, aber rein gar nichts ging? Eben.

H.R. Hebeisen