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Regenbogenforellen
Aus der PETRI NEWS 178-2013

H.R. Hebeisen 

Regenbogenforellen

«Nicht heimisch, fremde Fötzel!»

Das sind die, welche keine farbigen Punkte haben, dafür kommen die schwarzen Flecken auch noch auf dem Kopf und dem Schwanz vor. Weiss jeder echte Fischer.

Das sind auch die, welche (angeblich) unsere heimische Bachforelle vertreiben. Obwohl sie ja auch oft in Gewässern kaum mehr vorkommen, wo es keine Regenbogenforellen gab, wie z.B. in meinem Hausgewässer, der Töss. Weiss auch sicher jeder unserer Leser.

Regenbogenforellen wurden rund um 1880 (Nein, nein, nicht 1980, sondern 1880) aus den USA bei uns ausgesetzt, sie wohnen also schon rund 130 Jahre bei uns. Das wissen Sie doch sicher auch, stand ja überall zu lesen.

Aber offenbar die Fischereibehörde nicht. Oder aber, ihre Betrachtungsweise spottet jeder Beschreibung. Sie bezeichnen die Regenbogenforelle als nicht heimisch! Fremde Fötzel! So was besetzt man nicht mehr in unserer Schweiz, verstanden! Stichwort: Rütli.

Stellen Sie sich doch einmal vor, irgendeine politische Partei würde Menschengruppen, die vor 130 Jahren eingewandert waren, als Fremde bezeichnen! Die SVP würde grad zur Linksaussenpartei mutieren. Und hätte grad darum in der Stadt Zürich mehr Wähler. Gruss an den „Tagi“.

Auch sonst hat man wohl oben nicht ganz begriffen, dass sich die Zeiten (auch in dieser Beziehung leider) geändert haben. Wo gibt es noch genug Bachforellen, die geschützt werden müssen? Noch nie was vom Kormoran gehört? Der, so ein weltfremder Autor im „Servus“ diese als „grad eben bei uns heimisch gewordenen Vogel“ bezeichnete. So ein Vogel. Elender.

Auch darum kommt leider die Fisch-Bewirtschaftung nicht mehr um einen regelmässigen Besatz herum. Ich bin zwar einig mit der Obrigkeit; es ist gewissermassen die Bankrotterklärung. Aber heute hat dieses Wort ja massiv an Wirkung eingebüsst. Bankrotte gibt es nicht nur bei den Bürgern und Banken, sondern auch bei Städten, ja ganzen Staaten und das bei vielen mehr, als man denkt, gäbe es nicht den Begriff „kreative Buchführung“ und Notenpressen die endlos laufen.

Mehr will ich eigentlich nicht mehr sagen, ich geh jetzt mit meinem Enkel Jan ins Boot, dann fangen wir ein paar bescheidene Browntrouts im See und freuen uns des Lebens. Morgen werden sie knusprig zum Lunch in viel Butter gebraten, dazu gibt es Salat aus dem eigenen Garten (garantiert Bio!!!) und einen süffigen Riesling aus dem Fränkischen.

P.S. Nix haben wir gefangen, nicht ein Zupf. Kein Wunder bei fast dreissig Grad Wärme. Machte aber nix, denn, welch Wunder, nach unserer Rückkehr stand der fliegende Fischhändler auf der Insel. Ob ihn wohl der Lepricaun, das ist der irische Troll, verständigte? So was weiss man hier nie. So gab es halt frische Seezunge zum Abendessen. Und anderntags zum Lunch: Monkfish, zu Deutsch der Seeteufel, im Vapeur gegart mit, na ja was denn; mit frischen Salaten.

H.R. Hebeisen