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Richtige Behandlung der Fliegenrute

 

Rutenbruch - NEIN!

Die weitaus meisten Rutenbrüche gehen wohl auf das Konto von Un-, dummen Zu- und anderen Unglücksfällen. Mal ehrlich: Wer hat nicht schon mal - oder wenigstens beinahe - eine Rute in der Autotüre eingeklemmt, ist versehentlich drauf getreten oder hat’s ganz einfach beim Hängerlösen übertrieben? Im besten Fall war es eine billige, alte Rute und Ersatz gleich zur Hand, im schlechtesten Fall sind jetzt die Fischerferien im Eimer und eine teure Reparatur steht an.

 

Wenn konsequent ein paar Grundsätze beachtet werden, lassen sich wohl 90% aller Rutenbrüche und mancher verdorbene Tag am Wasser vermeiden. Im Folgenden deshalb einige Tipps und Tricks zum sicheren Umgang mit ihrer Fischerrute inklusive Drill eines Fisches.

 

Die 4 eisernen Grundsätze:

  1. Die Rute nie, aber auch gar nie, irgendwo flach auf den Boden legen.
    Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass einer drauf tritt, im Idealfall sind Sie es sogar selber. In der Nähe findet sich sicher ein Baum, ein Pfahl oder sonst etwas, um die Rute daran anzulehnen. Auch eine zusammengeballte Jacke als Unterlage tut es.
  2. Türen meiden wie der Teufel das Weihwasser.
    Nie eine Rute im Bereich einer offenen Türe hinstellen. Es sind ausdrücklich auch Autotüren gemeint! Irgend wer schlägt sie bestimmt zu, …und wenn es der Wind ist.
  3. Beim Gehen die Rutenspitze nach hinten schauen lassen.
    Wenn ich mich vergesse und die Rutenspitze den Boden berührt, passiert ausser ein paar Kratzern gar nichts. Schaut sie nach vorn, reicht oft schon der leichteste Bodenkontakt und die feine - oder auch nicht so feine - Spitze ist hin.
  4. Beim Gehen am Hang oder an der Uferböschung die Rute mit der talseitigen Hand halten.
    Wenn Sie ausrutschen, verlagern Sie Ihr Gewicht automatisch nach innen und versuchen, sich mit der hangseitigen Hand abzustützen, …und schon ist es passiert.


Hängerlösen

Viele Ruten gehen beim Lösen von Hängern zu Bruch. Seien Sie deshalb bei Hängern besonders vorsichtig. Sie können es überall nachlesen und jeder weiss es; trotzdem sei es hier einmal mehr gesagt:
Wenn sich ein Hänger durch moderates (!) Schütteln der Rutenspitze nicht lösen lässt, dann ziehen Sie ausschliesslich mit direkt auf den festsitzenden Haken gerichteter Rute an der Schnur, das heisst ohne dass die Rute die leichteste Krümmung aufweist.


Rutenhaltung

Selbst die teuerste, modernste Graphit-Rute gerät an ihre Grenzen, wenn sie während eines Drills über Gebühr belastet wird; der Fisch muss nicht mal gross sein. Nachfolgende Grafik illustriert die verschiedenen Möglichkeiten der Rutenhaltung.

 


Normalerweise sollte ein Fisch mit einer Rutenhaltung irgendwo zwischen 1 und 3 Uhr gedrillt werden. In diesem Bereich kann die Rute optimal arbeiten und die Fluchten bzw. das Gewicht des Fisches ohne punktuelle Überlastung abfedern.

 

Je schwerer ein Fisch ist und je näher an ihre Grenzen die Rute gerät, desto tiefer muss sie geführt werden; im Extremfall weist die Rute direkt auf den Fisch. Im Eifer eines Kampfes passiert oft genau das Gegenteil und die Rute steigt höher und höher, bis die Spitze sogar über 12 Uhr hinaus und hinter die Körperachse des Fischers gerät. Jetzt wird die Rutenspitze extrem belastet und es besteht akute Bruchgefahr. Auch bei der Landung halten viele Fischer die Rute zu hoch. Wenn der Fisch bei hochgestreckter Rute im letzten Moment nochmals zu einer Flucht ansetzt, ist es passiert.

 

Beim Drill eines schweren Fisches die Rute tief halten - 3 Uhr oder tiefer, so wird die Hauptenergie in den unteren, stärksten Teil der Rute eingeleitet. Im Extremfall verfahren wie bei einem Hänger und die Rute direkt auf den Fisch richten. Jetzt kann die Rute zwar nicht mehr abfedern und die Rollenbremse übernimmt vollständig, aber die Rute kann nicht brechen.



Drill

Wenn Sie es mit einem wirklich starken oder besonders halsstarrigen Fisch zu tun haben, der partout nicht will, wie Sie wollen, versuchen Sie einmal folgende Tricks:

Zugrichtung Wechseln
Wenn sich ein Fisch festsetzt und nicht mehr von der Stelle rührt oder sich nicht wenden lässt, hilft es oft, die Richtung zu wechseln, in welcher der Zug der Schnur auf ihn einwirkt. Halten Sie die Rute flach seitwärts und wechseln Sie von der linken auf die rechte Seite und umgekehrt. Die wechselnde Zugrichtung der Schnur bringt den Fisch häufig dazu, sich zu rühren oder die Richtung zu wechseln.
 


Schnur locker lassen

Hat sich ein Fisch unter einem Stein, unter Wurzeln oder Pflanzen festgesetzt, lassen Sie die Schnur ganz locker und warten einige Zeit. Nicht selten kommt ein Fisch aus seiner Zuflucht, wenn er keinen Zug mehr spürt.

 

Fisch herausklopfen

Zeigt sich ein Fisch besonders hartnäckig - Aale sind da Spezialisten, halten Sie die Schnur unter starkem Zug und klopfen mit den Fingerknöcheln wiederholt kurz und hart auf den Blank. Nicht selten klopfen Sie den Fisch so aus seinem Unterstand.



Zusammenstecken

Richten Sie die beiden Rutenteile so aus, dass die Ringe der Teile gegen einander um ca. 90° verdreht sind. Unter Drehen und gleichzeitigem Schieben den vorderen Teil so ausrichten, dass die Ringe sauber in einer Linie verlaufen. Durch diese Drehbewegung - eigentlich ein Einschrauben - haben Sie eine optimale Kontrolle über den festen Sitz der Teile und Mutter- und Vaterstück werden im Laufe eines Rutenlebens gleichmässig abgenutzt. Ein dauerhafter, fester Sitz ist damit sichergestellt.
Das Auseinandernehmen erfolgt durch Ziehen und gleichzeitiges Drehen der beiden Teile.


Pflege

Verbindungsstücke können bei Bedarf mit Graphite-Rutenwachs oder mit gewöhnlichem Paraffin eingerieben werden. Verwenden Sie auf keinen Fall Öl oder Fett und halten Sie Steckverbindungen sauber! Am besten vor jedem Zusammenstecken mit einem Lappen reinigen.
Damit Korkgriffe wieder sauber und hell werden, können sie von Zeit zu Zeit mit mildem Seifenwasser gewaschen werden. Wichtig: Rute vor dem Versorgen immer gut trocknen lassen!


Überladung vermeiden

  • Nie den Fisch mit der Rute aus dem Wasser heben.
  • Keine Fliegenschnur benutzen, die mehrere Schnurklasse höher ist als auf der Rute angegeben.
  • Nie Hänger an Bäumen oder Steinen mit Hilfe der Rute lösen. Die Rute an einem sicheren Ort ablegen und den Hänger durch Ziehen an der Fliegenschnur lösen.
  • Im Drill die Rute nicht vor dem Handteil „unterstützen“.
  • Nie Vorfach oder Fliegenschnur von der Rolle durch den Spitzenring Richtung Rolle ziehen, die Bremse könnte angezogen sein oder das Vorfach bleibt in einem Ring hängen. Und schon ist es "dank" des spitzen Winkels geschehen. Um Fliegenschnur abzuziehen, die Rute auf den Boden stellen und Schnur nach vorne abziehen. Das gilt in etwas abgeschwächter Form auch für andere Arten der Fischerei.
  • Nicht versuchen, mit der Rutenspitze Fliegen aus Ästen zu lösen. Oder wenn es denn sein muss, nur mit äusserster Vorsicht. Einfach eine neue Fliege anzuknüpfen, spart Ärger und wertvolle Fischer-Zeit.


Beschädigung durch Fliege vermeiden

Während dem Wurf fliegen die Dinger mit über 120 km/h durch die Luft; die Aufprallenergie eines 3mm Goldkopfes bei dieser Geschwindigkeit kann man sich ausrechnen. Und wenn man so ein Ding an den Hinterkopf bekommt, auch schmerzlich spühren.
Dass der Aufprall dieses „Geschosses“ auf eine moderne, dünnwandige Rutenspitze Folgen haben kann, ist sich leicht vorzustellen. Falls das getroffene Rutenteil nicht sofort in zwei Teile zerlegt wird, sind „innere Verletzungen“ fast garantiert. Diese können zur Folge haben, dass die Rute bei der nächsten Belastung ganz unspektakulär bricht.
Deshalb: Mit schweren Fliegen eine etwas weitere Schlaufe werfen. 

Diese Tipps helfen beim Werfen von schweren Fliegen:
  • Leerwürfe minimieren. 
  • Fliege mit einem Roll- statt mit einem Überkopfwurf präsentieren.
  • Enge Schlaufen vermeiden.
„Unten durch und oben drüber“ ist die Lösung (mehr darüber im Buch Faszination Fliegenfischen).


Fliegenwerfen

Möchten Sie Ihren Wurfstil verbessern, neue Fähigkeiten erlernen oder einfach die Fliegenfischerei im Kreise Gleichgesinnter ausüben? Wir organisieren jedes Jahr Fliegenfischerkurse in Zürich sowie Fliegenfischerwochen in der Schweiz und im Ausland. Ausserdem zeigen Ihnen unsere Videos und Bücher, auf was Sie achten müssen.