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Hegen ja, aber wie?
Aus der PETRI NEWS 196-2015

 H.R. Hebeisen

Hegen ja, aber wie?

«Es gibt noch eine Möglichkeit, von der niemand redet.»

Ein Fischer, der mit seiner Rute am Wasser steht und Fische fangen will hat sein Recht, dies zu tun, entweder mit dem Kauf einer Bewilligung erstanden. Oder aber; er hat ein Freiangelrecht genutzt, wie das an vielen grösseren Seen in der Schweiz, Irland und auch in anderen Ländern besteht.

Diesem Recht stehen aber auch Pflichten gegenüber. Unter anderem auch die Hege des Fischbestandes, was die eigentliche Legitimation unserer Gilde gegenüber den Fischgegnern ist, die oft ja auch gegen alles andere Mögliche sind. Um aber überhaupt hegen zu können, sollte ein Fischer oft an seinem Wasser sein. Je öfter, je besser kann er nämlich den Fischbestand erkennen; die Basis seriöser Hege.

Heisst also nicht, dass derjenige, der eine Jahreslizenz an einem Gewässer besitzt, dann dem Bach gutes tut, wenn er kaum ans Wasser geht. Ob er aber ein guter Heger ist, wenn er sehr oft fischen geht, ist eine andere Frage, ist eine Frage seines Verhaltens. Ich will Ihnen das gerne erklären.

Als die Möglichkeit 1, ein Fischgewässer zu hegen, betrachten einige das sogenannte „Catch&Release“, heisst ein jeder gefangene Fisch muss unbesehen seiner Art und Grösse zurückgesetzt werden. Ich habe Ihnen schon mehr als einmal erklärt, dass ich nicht zu denen gehöre. Beliebt ist das „Catch&Release“ allerdings bei Gewässer-Eignern, die oft für viel Geld eine Tageslizenz verkaufen und zusätzliche Gewinnoptimierung betreiben, indem sie Geld beim Fischeinsatz sparen.

Die zweite Möglichkeit zu Hegen ist die bei uns übliche Art des Mindest-Schonmasses. Das ist nur grad besser wie nix, aber darum nicht optimal, weil halt viele Fischer die Veranlagung haben, alles tot zu schlagen, was einen Zentimeter (oder weniger) über diesem Mindestmass ist. Hat also logisch den Nachteil, dass sich so die neue Generation Fische kaum oder überhaupt ein einziges Mal vermehren kann; die eigentliche Basis eines guten Fischbestandes.

Die dritte Möglichkeit kommt immer mehr zum Zug. Stichwort: Zwischenschonmass oder Entnahmefenster. Bedeutet, dass Fische ab dem Minimum-Schonmass bis zu einer bestimmten Länge entnommen werden dürfen. Und ab dann bis zu einem neuen Mass die Fische zurückgesetzt werden müssen. Dieses Entnahmefenster sollte deckungsgleich sein mit dem oder den Massen, welche die Fische für eine ideale Fortpflanzung aufweisen, z.B. bei Äschen und auch bei Forellen in der Regel zwischen 36 und 44 cm in einem Unterländer-Fluss. Bei den Namaycush im Yukon ist das Zwischenschonmass zwischen 65 und 100 cm.

Das tönt gut und ist gut, hat halt eben dann noch den Nachteil, dass, wenn das Mindestmass niedriger ist, als die erste Vermehrungsmöglichkeit, dass so auch der zukünftige „Kapitale“ in Kleinversion draufgeht.

Es gibt aber noch eine Möglichkeit, die nicht nur für die Hege des Fischbestandes ideal ist, von der aber niemand redet. Stichwort: Vernunft und Fairness. Ist ein Angler viel am Wasser, dann sollte und wird er auch wissen, dass zurzeit der Forellenbestand so ist, dass viele Farios einer bestimmten Grösse über dem Schonmass dieses und jenes Mass aufweisen. Warum also nicht nur solche Forellen entnehmen, von denen es viele hat und andere zurück zu setzen, von denen es wenig hat? Ist sogar laut unserem neuen Fischereigesetz erlaubt.

Hätten alle Fischer Vernunft und wären alle Fischer fair, dann wäre das die allerbeste Hegemöglichkeit. Denken Sie mal darüber nach.

H.R. Hebeisen