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Aus der PETRI NEWS 229-2020

Heidi Hebeisen 
 

Essen auf der Insel


Die Quarantäne auf der Insel stellt doch eine grössere Anforderung an HRH’s Küche. Einiges, ja vieles gibt es hier nicht, aber ich gebe zu, es ist ein Klönen in der äusseren Fettschicht. Trotzdem. Es gibt in Irland kein Kalbfleisch in der Metzgerei. Das heisst, kein Kalbskopf, keine Milken und auch kein zarter Kalbsschwanz. Von Kutteln wollen wir gar nicht reden, also auch keine Tripes au Calvados, keine Zürcher Kuttel mit Kümmel und schon gar keine Busecca.
Und Würste! Können Sie vergessen; in dem Buch „Gebrauchsanweisung für Irland“ steht: „Würste in Irland sehen aus wie mit Sägemehl gefüllte Präservative und so schmecken sie auch“.

Hühner kosten „nichts“ und schmecken auch so, wenn sie Pech haben sind sie auch noch zäh, ja zäh! Ein ganzes Schweinefilet kostet hier rund 5 Euro!! Aber ist auch nicht mehr wert. HRH peppt die Currysauce massiv auf, damit es nach etwas schmeckt.

Kommen wir zum Lamm. Der „kleinste“ Gigot wiegt über 3 Kilo, uns kommen fast die Tränen, wenn wir über die Landschaft fahren und jede Menge junger, blökender Lämmlein sehen.

Beim Rind gibt es am wenigsten zu klagen. Steaks, Zwiebelrostbraten, ein Roastbeef mit Niedergartemperatur zubereitet, oder auch die Hackplätzli und ein Hackbraten sind ganz fein, jedenfalls so, wie es mein Hauskoch zubereitet.

Nun bleiben noch die Fische und die Meeresfrüchte. Da sind wir natürlich aller bestens bedient. Der tägliche Fang kommt auf die Theke und es ist dem Kunden überlassen was er für sich wählt; vom Dorsch über den Sole, Turbotin, Petersfisch, den Boudroie gibt es immer fast alles im täglichen Angebot. Im Frühsommer gibt es frischen Hummer zu fairsten Preisen und ab August sind auch die Muscheln schmackhaft und billig. Eine wahre Freude, aber mehr als zweimal Fisch die Woche – nun ja manchmal doch, wenn der HRH frische Forellen aus dem Haussee bringt, was er gerne und halt oft tut. Blau, gebraten, geräucht, Mousse etc.

Zudem; nun komme ich zum Zug, denn ich bin die Hausbäckerin und so gibt es ab und zu auch mal feine Fleischweggen aus Resten und beide mögen wir sämtliche Wähen, besonders die mit Äpfeln und Birnen. Auch ein Käsekuchen oder eine Quiche in diversen Varianten bringt die nötige Abwechslung.

Letzte Woche hat der HRH eine ganze Ente an einer Orangensauce gebraten, wir assen grad die Schenkel und er die knusprigen Flügel dazu. Aus den Brüsten und dem ganzen Rest rundherum zauberte er eine feine Ententerrine, die es am Sonntag gab. Übrigens mit einem Zürichsee-Wein. Den Lattenberger Gamay x Reichensteiner 2015 von Werner Hohl aus Stäfa, vielleicht einer der feinsten Weine der Welt!

Man sieht, wenn in der Küche ein kreativer Geist herrscht – und das tut er bei uns – kann man auch mit gewissen Einschränkungen im Angebot gut leben, besonders dann, wenn der Koch auch noch die hausgemachten Ferlin Ravioli drauf hat.

Das Wort Klönen am Anfang dürfen Sie ruhig überlesen.