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Forelleneröffnung
Aus der PETRI NEWS 191-2015

Markus Angst

Forelleneröffnung oder der Stetson blieb trocken

«Ein paar Mal ruderte ich wenig elegant mit den Armen!»

In Bälde ist es wieder soweit – in unseren Fliessgewässern darf wieder den Farios nachgestellt werden. Dieses Jahr ist die Vorfreude besonders gross, denn die herbstliche Äschenfischerei war in „meinen“ heimischen Gewässern äusserst bescheiden. Mit Ausnahme zweier toller Ausflüge ins Veltlin bin ich somit seit September letzten Jahres „trocken“.

Wie es sich gehört, habe ich meine Vorfreude mit meiner Gemahlin geteilt, denn geteilte Freude ist doppelte Freude und wie jedes Jahr hat mir meine Gattin die Forelleneröffnung 2009 an der Töss in Erinnerung gerufen. Sie war es auch, die meinte, dass das doch ein nettes Thema für meine Kolumne wäre. Während ich nun genau diesen Vorschlag umsetze, bin ich mir allerdings nicht mehr ganz so sicher, ob dem so ist…

Meine Frau und ich machten uns also an jenem 1. März 2009 nach Winterthur auf, um gemeinsam unsere Fliegen möglichst verführerisch zu präsentieren. Das Auto parkten wir logischerweise am oberen Revierende, marschierten anschliessend zum unteren Revierende, um schliesslich flussaufwärts sämtliche Hot Spots des Reviers abzufischen. Zeit dazu hatten wir ja genug, denn es war erst früher Vormittag.

Gute 20 Meter unterhalb des ersten Pools hielt ich an, um einzusteigen. Ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder einmal den Wurfarm zu bewegen. Zugegeben - es war keine wirklich ideale Stelle, um ins Wasser zu gelangen aber ich wollte jetzt endlich fischen und so schlug ich die Bedenken meiner Frau mit einem überlegenen Lächeln in den Wind: „Kein Problem, Schatz, ich geh voran und helf‘ Dir beim Einstieg“.

Kaum im Wasser, spürte ich, wie ich wegrutschte, ruderte noch ein paar Mal wenig elegant mit den Armen und setzte mich schliesslich in die Töss. Das saukalte Wasser reichte mir ausgerechnet an dieser Stelle bis unter die Achseln und damit knapp über den Rand der Wathose – den Rest können Sie sich vorstellen.

Es kommt mir heute vor, als hätte ich Stunden in vollendeter Dämlichkeit regungslos dagesessen, vergeblich versuchend das herzhafte Lachen meiner Göttergattin zu ignorieren. Meinen Stetson hatte ich dabei immer noch auf – wenigstens der war trocken geblieben. Dies ganz im Gegensatz zu meinem Handy!

Ganz übel war danach die endlos scheinende Wanderung zurück zum Auto. Ich glaub‘ ich hab schon erwähnt, dass es sich am allerorbersten Revierende befand und dass es saukalt war?! Dort angekommen, blieb mir nichts anderes übrig, als mich barfuss in nasser Unterhose ins Auto zu setzen. Meinen Oberkörper wärmte eine Trainerjacke meiner Frau. Sie misst 162 - ich 190cm. Fragen Sie also nicht, was für ein jämmerliches Bild ich während der 35 minütigen Heimfahrt abgegeben habe! Jetzt hätte nur noch eine Polizeikontrolle mit einem hämisch zum Wagenfester reingrinsenden Beamten gefehlt.

Damals fand ich das überhaupt nicht lustig – zumindest bis auf dem Heimweg die Heizung im Auto 24°C zeigte. Die 09er Eröffnung ging auch als die kürzeste meiner Fischerlaufbahn in die Bücher ein. Heute erzählen meine Frau und ich uns die Geschichte jedes Jahr und lachen beide immer wieder herzhaft darüber. Nun – ich hab‘ zwar damals keine Fische gefangen aber einen guten Vorrat an Lachern angelegt, der sicherlich noch länger in die Zukunft reichen wird – und das ist ja auch etwas wert, nicht wahr?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen trockenen Saisonstart!
Ihr Markus Angst